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Gesundheitspolitik zur Bundestagswahl: Was bedeutet das für Ärzte?

Autorenbild: Bianca KoppBianca Kopp

Die bevorstehende Bundestagswahl bringt zahlreiche gesundheitspolitische Vorschläge der Parteien mit sich. Besonders für Ärzte, sowohl in Deutschland praktizierende als auch internationale Ärzte im Anerkennungsprozess, könnten diese Pläne weitreichende Auswirkungen haben. Doch welche Partei bietet die besten Lösungen für Mediziner? Welche Reformen würden den Arbeitsalltag von Ärzten wirklich verbessern? Und welche Hürden könnten sich für ausländische Ärzte ergeben, die nach Deutschland kommen wollen? Wir nehmen die Gesundheitspolitik und ihre Parteiprogramme unter die Lupe!


Bundestagswahl 2025

In Deutschland spielt die Zuwanderung von Ärztinnen und Ärzten eine bedeutende Rolle im Gesundheitswesen. Aktuellen Daten zufolge sind etwa 15 % der berufstätigen Mediziner in Deutschland ausländischer Herkunft. Ende 2023 waren dies knapp 64.000 ausländische Ärztinnen und Ärzte.  


Die Mehrheit dieser Fachkräfte stammt aus europäischen Ländern, insbesondere aus der Europäischen Union. Beispielsweise kommen rund 27.800 aus EU-Staaten. Ein signifikanter Anteil stammt auch aus dem Nahen Osten, wobei Syrien mit 6.120 Ärztinnen und Ärzten das häufigste Herkunftsland ist.   


Es ist wichtig zu beachten, dass die hier genannten Zahlen sich auf Ärztinnen und Ärzte ohne deutsche Staatsangehörigkeit beziehen. Daten über Mediziner mit Migrationshintergrund, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sind weniger präzise erfasst. Schätzungen zufolge haben etwa 30 % der in Deutschland tätigen Ärzte einen Migrationshintergrund, was sowohl im Ausland ausgebildete Mediziner als auch solche mit familiären Wurzeln in anderen Ländern umfasst. 



Die kontinuierliche Integration von Ärztinnen und Ärzten mit unterschiedlicher Herkunft ist zurzeit essenziell, um den steigenden Bedarf im deutschen Gesundheitssystem zu decken und eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung in unserer Gesundheitspolitik sicherzustellen. Inländische Ausbildungskonzepte reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Anzahl der Studienplätze in Deutschland liegt mit rund 12.000 deutlich unter dem Niveau der 1980er-Jahre, als es knapp 14.000 gab. Selbst unter Einbeziehung privater Hochschulen, EU-Medical Schools und deutscher Studierender im EU-Ausland bleibt diese Zahl unerreicht. Ausgleich schafft der Zugang ausländischer Ärzt:innen, der im Jahr 2023 z.B. über 14 % gestiegen ist.


 

Was versprechen die Parteiprogramme?


Ein Blick auf die Parteiprogramme der Bundestagswahl 2025 zeigt, dass sich alle großen Parteien mit dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen befassen. Während einige in ihrer Gesundheitspolitik auf Digitalisierung, Bürokratieabbau und schnellere Anerkennungsverfahren setzen, verfolgen andere eine langfristige Strategie durch mehr Studienplätze und bessere Arbeitsbedingungen. Zudem unterscheiden sich die Konzepte zur Finanzierung des Gesundheitswesens stark: Die einen plädieren für eine einheitliche Bürgerversicherung, während andere das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung erhalten wollen.


In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die gesundheitspolitischen Vorhaben der Bundestagswahl und analysieren, was die Parteien für Mediziner bedeuten – sowohl für etablierte Ärzte als auch für diejenigen, die gerade ihre medizinische Karriere in Deutschland starten.


SPD: Bürgerversicherung und bessere Arbeitsbedingungen

Die SPD setzt sich für eine Bürgerversicherung ein, in die alle einzahlen, unabhängig vom Berufsstand. Dies würde das bisherige duale System aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung ablösen.


Für Ärzte hätte dies erhebliche Folgen:

  • Einheitliche Vergütungsmodelle für alle Patienten.

  • Möglicherweise geringere Einnahmen aus privatversicherten Patienten.

  • Einfachere Abrechnungsprozesse ohne den Unterschied zwischen PKV und GKV.


Zudem plant die SPD eine Termingarantie, die sicherstellen soll, dass Patienten schneller an

Arzttermine kommen. Dies könnte jedoch zu einer höheren Arbeitsbelastung für niedergelassene Ärzte führen.


Für Ärzte in ländlichen Regionen könnten die Strukturreformen zur besseren Versorgung Vorteile bringen, indem finanzielle Anreize für die Niederlassung auf dem Land geschaffen werden.


Ein zentraler Punkt der SPD ist der Fachkräftemangel. Geplant sind höhere Löhne, bessere Arbeitszeiten und eine gezielte Anwerbung von ausländischen Fachkräften. Dies könnte den Beruf für junge Mediziner attraktiver machen und international ausgebildeten Ärzten bessere Chancen in Deutschland bieten.



Bündnis 90/Die Grünen: Stärkung der Primärversorgung und Digitalisierung

Auch die Grünen setzen sich für eine Bürgerversicherung ein. Hinzu kommt die Stärkung der Primärversorgung durch Hausärzte sowie die Förderung von kommunalen Versorgungszentren.


Für Ärzte bedeutet dies:

  • Mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Pflegekräften und Therapeuten.

  • Stärkere Rolle für Hausärzte als primäre Anlaufstelle für Patienten.

  • Mögliche Honoraranpassungen zugunsten der Primärversorgung.


Ein großer Fokus der Grünen liegt auf der Digitalisierung, insbesondere der Telemedizin. Dies könnte neue Möglichkeiten für flexible Arbeitsmodelle und virtuelle Sprechstunden bieten.

Fachkräftemangel soll durch bessere Arbeitsbedingungen, höhere Personalschlüssel und den Abbau von Bürokratie bekämpft werden. Dies wäre vor allem für Klinikärzte von Vorteil, die aktuell unter hoher Arbeitsbelastung leiden.



FDP: Digitalisierung und leistungsbezogene Vergütung

Die FDP will das duale Versicherungssystem erhalten und setzt auf eine effizientere Steuerung der Gesundheitsausgaben. Dies könnte dazu führen, dass manche medizinische Leistungen auf den Prüfstand gestellt werden.


  • Die leistungsbezogene Vergütung soll ohne Budgetierung erfolgen, was Ärzten eine fairere Bezahlung ermöglichen würde.

  • Ein Primärarztsystem soll eingeführt werden, wodurch Hausärzte die Patientensteuerung übernehmen würden.

  • Gesundheits-Apps, Wearables und Telemedizin sollen gefördert werden.


Die FDP setzt sich außerdem für schnellere Anerkennungsverfahren für ausländische Ärzte ein, um eingewanderten Fachkräften den Zugang zum Arbeitsmarkt schneller zu erleichtern.



CDU/CSU: Stärkung von Hausärzten und Bürokratieabbau

Die Union setzt auf das duale Krankenversicherungssystem und will die Rolle von Haus- und Kinderärzten in der Patientensteuerung ausbauen. Dadurch sollen unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden und die Versorgung effizienter gestaltet werden.


  • Bürokratieabbau soll den administrativen Aufwand für Ärzte und medizinisches Personal reduzieren.

  • Digitale Infrastruktur im Gesundheitswesen soll durch elektronische Patientenakten (ePa) und digitale Gesundheitsanwendungen gestärkt werden.



Die Linke: Allgemeine Gesundheitsversicherung und öffentliche Finanzierung

Die Linke fordert die Einführung einer allgemeinen Gesundheitsversicherung und die Abschaffung privater Krankenversicherungen. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung solidarisch zu finanzieren und privatwirtschaftliche Interessen im Gesundheitssystem zurückzudrängen.


  • Kommunale Versorgungszentren sollen eingerichtet werden, um die Zusammenarbeit von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften zu fördern.

  • Krankenhausfinanzierung soll durch öffentliche Mittel sichergestellt und Fallpauschalen abgeschafft werden.

  • Bessere Arbeitsbedingungen und Tarifverträge sollen den Fachkräftemangel bekämpfen.

  • Klinikschließungen sollen verhindert werden, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.



BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht): Bürgerversicherung und bessere Vergütung

Das BSW setzt sich für die Einführung einer Bürgerversicherung ein und will ambulante und stationäre Versorgungstärker verzahnen.


  • Bessere Vergütung für Hausärzte, um den Beruf attraktiver zu machen.

  • Mehr Studienplätze zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

  • Abschaffung des Numerus Clausus für das Medizinstudium.



AfD: Stärkung inhabergeführter Praxen und Krankenhausfinanzierung

Die AfD setzt auf eine Reform der Krankenhausfinanzierung durch die Abschaffung der Fallpauschalen und die Rückkehr zu individuellen Budgets für Kliniken. Dies soll wirtschaftlichen Druck von Krankenhäusern nehmen und die Patientenversorgung verbessern.


  • Inhabergeführte Praxen sollen gestärkt und Anreize für Niederlassungen in ländlichen Regionen geschaffen werden.

  • Bürokratieabbau und Digitalisierung sollen medizinische Prozesse effizienter gestalten.

  • Erhöhung der Medizinstudienplätze zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.


Die AfD sieht keine gezielten Maßnahmen zur Erleichterung der Einwanderung ausländischer Ärzte vor und steht für einen Migrationsstopp bzw. sogar “Remigration”.


 

Fazit: Welche Partei verspricht bei der Bundestagswahl die beste Gesundheitspolitik für Ärzte?

Die Bundestagswahl bringt zahlreiche Reformvorschläge für die Gesundheitspolitik mit sich, die Ärzte in Deutschland direkt betreffen. Während sich alle Parteien einig sind, dass die medizinische Versorgung verbessert und der Fachkräftemangel bekämpft werden muss, unterscheiden sich die Ansätze erheblich. Einige Parteien setzen auf eine einheitliche Bürgerversicherung (SPD, Grüne, Linke, BSW), während andere das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung beibehalten möchten (FDP, CDU/CSU, AfD).


Eine der größten Herausforderungen ist jedoch die Finanzierung dieser Maßnahmen. Während ein paar Parteien Konzepte für die Gegenfinanzierung vorgelegt haben, bleiben andere sehr vage oder umgehen die Frage geschickt. Insbesondere bei kostenintensiven Vorhaben wie der Abschaffung der Fallpauschalen, der öffentlichen Krankenhausfinanzierung oder besseren Vergütungsmodellen bleibt oft unklar, wie diese finanziert werden sollen, ohne das Gesundheitssystem oder andere Bereiche des Sozialstaats zu belasten. Gleichzeitig gibt es Parteien, die stark auf Digitalisierung und Bürokratieabbau setzen, um Effizienzgewinne zu erzielen, doch auch hier bleibt fraglich, ob diese Maßnahmen allein ausreichen, um spürbare Verbesserungen zu bringen.


Für Ärzte bedeutet dies, dass die Wahlentscheidung stark von den individuellen Prioritäten abhängt. Wer eine Vereinfachung der Abrechnungsmodelle und eine einheitliche Vergütung befürwortet, könnte sich für eine Bürgerversicherung aussprechen. Wer hingegen das duale System erhalten und stärker auf Digitalisierung und unternehmerische Freiheit setzen möchte, findet bei anderen Parteien passendere Vorschläge.


Wichtig ist hierbei, dass dieser Artikel keine Wahlempfehlung darstellt, sondern eine Hilfe bietet, um sich durch die Programme und politischen Debatten zu navigieren. Die hier präsentierten Informationen basieren auf den offiziellen Parteiprogrammen und weiteren Quellen, um eine möglichst objektive Darstellung der unterschiedlichen gesundheitspolitischen Konzepte zu ermöglichen. Letztendlich liegt es an den Wählern, sich mit den Programmen der Bundestagswahl 2025 auseinanderzusetzen und eine informierte Entscheidung zu treffen. 


Doch eins empfehlen wir gewiss: GEHEN SIE AM 23.02.2025 WÄHLEN!

 

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