Approbation Niedersachsen: Antragsflut, Gleichwertigkeit & Mythen zur Kenntnisprüfung
- Adrian Dula
- 9. Juli
- 5 Min. Lesezeit

Die Approbation in Niedersachsen hat sich in den letzten Jahren zu einer beliebten Option für internationale Ärzt:innen entwickelt, um in Deutschland beruflich Fuß zu fassen. Besonders bei der Anerkennung von Ärzten aus Drittstaaten hat sich Niedersachsen in den letzten Jahren zu einem regelrechten Hotspot entwickelt. Grund dafür ist nicht zuletzt der Ruf, die Kenntnisprüfung (KP) sei hier leichter oder schneller zu absolvieren, als in anderen Bundesländern. Diese Einschätzung hat dazu geführt, dass immer mehr Mediziner:innen aus Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen ihre Unterlagen erneut einreichen und auf eine Niedersachsen Approbation umschwenken, was zum Nachteil für die Erstantragsteller in Niedersachsen ist. Das Portal NiZza Niedersachsen, über das die Verfahren laufen, verzeichnet entsprechend hohe Antragszahlen.
Doch was ist wirklich dran an den Mythen rund um Gleichwertigkeit und Kenntnisprüfung? Und was bedeutet die aktuelle Antragsflut konkret für Ärzt:innen, die ihren Antrag stellen wollen? Genau das schauen wir uns in diesem Beitrag näher an.
Niedersachsen Approbation : Antragsflut durch Wechsler aus NRW und Bayern
Die Approbation Niedersachsen erlebt seit einiger Zeit einen regelrechten Boom. Auffällig ist dabei, dass viele Anträge von Ärzt:innen stammen, die ursprünglich ihr Verfahren in Bayern oder Nordrhein-Westfalen gestartet haben. Der Grund: Niedersachsen gilt vielerorts als das Bundesland, in dem die Kenntnisprüfung (KP) angeblich einfacher oder schneller zu bewältigen sei.
Ob dieser Eindruck tatsächlich stimmt, sei dahingestellt. Es gibt Schwerpunktthemen, die in allen Bundesländern gleichermaßen Innere Medizin und Chirurgie sind, wenn auch die Fragen zu den Themen unterschiedlich sind. Dazu kommen fachübergreifende Fragen und Themen, z. B. aus den Bereichen Notfallmedizin, bildgebende Verfahren, klinische Pharmakologie, Strahlenschutz und Rechtsthemengibt.
Unserer Meinung nach liegt es ohnehin im Auge des Betrachters, ob eine Kenntnisprüfung schwer oder leicht ist. Jeder Mensch hat ein eigenes Empfinden dazu und letztlich müssen alle Ärzt:innen alles wissen, was für die Ausübung ihres Berufes notwendig ist – ganz gleich, in welchem Bundesland sie geprüft werden. Nur so können unsere Patienten verantwortungsvoll behandelt werden.
Fakt ist aber, dass diese Erwartung bei vielen Mediziner:innen zu einer Antragsflut bei der Beantragung der Approbation Niedersachsen geführt hat. Gerade für die Anerkennung Ärzte aus Drittstaaten bedeutet das: längere Bearbeitungszeiten und teils verzögerte Terminvergaben für die KP.
Hinzu kommt, dass alle Verfahren über das Online-Portal NiZza Niedersachsen abgewickelt werden. Dort spiegelt sich die steigende Zahl der Antragstellungen deutlich wider. Wer jetzt seinen Antrag erstmalig stellt, muss daher oft mehr Geduld mitbringen, bis es eine Rückmeldung gibt – unabhängig davon, ob später eine Gleichwertigkeit anerkannt oder die Kenntnisprüfung angesetzt wird.
NiZza Niedersachsen: Gleichwertigkeit vor Kenntnisprüfung – trotz neuer Bundesratslinie
Wer die Approbation Niedersachsen beantragt, muss sich weiterhin an den Grundsatz halten:
Gleichwertigkeit vor Kenntnisprüfung (KP)
Das bedeutet: In Niedersachsen wird grundsätzlich zuerst geprüft, ob deine Ausbildung als gleichwertig mit der deutschen Ausbildung anerkannt werden kann. Erst wenn wesentliche Unterschiede festgestellt werden, folgt die Einladung zur Kenntnisprüfung.
Das ist insofern besonders, weil viele andere Bundesländer nach dem Bundesratsbeschluss vom 05.07.2024 begonnen haben, genau diesen Grundsatz zu lockern und häufiger die Wunschoption direkt die KP zu machen, ansetzen. Niedersachsen bleibt dagegen (noch) bei der bisherigen Praxis.
Eine wichtige Ausnahme gibt es dennoch:
Über die Anlage 9 kannst du schon bei Antragstellung angeben, dass bestimmte Unterlagen nicht zu beschaffen sind – zum Beispiel weil sie im Herkunftsland nicht existieren oder die Beschaffung unverhältnismäßig teuer und langwierig wäre. In solchen Fällen kann die Behörde auf eine ausführliche Gleichwertigkeitsprüfung verzichten und dich direkt zur KP zulassen.
Das ist umso relevanter, weil die ZAP Niedersachsen derzeit wegen der großen Antragsflut keine neuen Gutachten mehr annimmt und zuerst alte Anträge abarbeitet.
Die Folge: Wartezeiten auf eine Gleichwertigkeitsentscheidung liegen aktuell oft bei bis zu 1,5 Jahren.
Aus unserer Sicht könnte man überlegen, die Möglichkeit der direkten KP-Zulassung noch stärker zu nutzen, es offensichtlicher als Wunsch in die Hände der Antragsteller zu legen und somit eventuell etwas mehr Entspannung zu erhalten.
Dauer & aktuelle Wartezeiten für Anerkennung Ärzte aus Drittstaaten
Die hohe Zahl an Anträgen auf die Approbation Niedersachsen wirkt sich inzwischen spürbar auf die Bearbeitungszeiten aus. Gerade für die Anerkennung Ärzte aus Drittstaaten bedeutet das oft ein langes Warten — egal ob es am Ende um die Gleichwertigkeit oder die Kenntnisprüfung (KP) geht.
Wer auf eine Gleichwertigkeitsentscheidung wartet, muss derzeit mit bis zu 1,5 Jahren rechnen, bevor die ZAP Niedersachsen den Antrag abschließend bearbeitet. Das betrifft besonders Fälle, in denen nicht über die Anlage 9 direkt um die KP gebeten wurde.
Auch für die Kenntnisprüfung selbst sind Wartezeiten einzuplanen: Nach der Zulassung zur KP dauert es aktuell in Niedersachsen meist noch einmal 4 bis 6 Monate, bis tatsächlich ein Termin stattfindet..
Das Online-Portal NiZza Niedersachsen, über das alle Unterlagen eingereicht und Termine verwaltet werden, zeigt dabei deutlich: Die Zahl offener Anträge ist hoch — Geduld ist also derzeit ein wichtiger Begleiter auf dem Weg zur Niedersachsen Approbation.
Fazit: Approbation Niedersachsen bleibt gefragt – doch längere Wartezeiten treffen Erstantragsteller hart
Die Approbation Niedersachsen ist nach wie vor ein sehr gefragter Weg für internationale Ärzt:innen, die Anerkennung Ärzte aus Drittstaaten zu erlangen. Trotz der aktuell langen Bearbeitungszeiten bleibt Niedersachsen für viele attraktiv — nicht zuletzt wegen des Rufs, die Kenntnisprüfung (KP) sei hier leichter oder schneller zu bestehen. Wir denken es liegt ohnehin im Auge des Betrachters, ob eine KP schwer oder leicht ist — entscheidend ist, dass die Ärzt:innen ihr Wissen in jedem Fall parat haben müssen, um den Beruf verantwortungsvoll auszuüben.
Allerdings muss man klar sagen: Die mittlerweile deutlich erhöhten Wartezeiten sind auch eine Folge der vielen Wechsler aus Bayern und NRW, die ihre Verfahren abbrechen und neu in Niedersachsen starten. Das geht leider oft zu Lasten der Erstantragsteller bei der Niedersachsen Approbation, die hier ihren allerersten Antrag stellen und nun ebenfalls mit monatelangen Verzögerungen leben müssen.
An dieser Stelle lassen wir nochmal einen eigenen Gedanken einfließen. Ist es sinnvoll, von NRW oder Bayern zu wechseln und die erneute hohe Wartezeit in Kauf zu nehmen, statt diese Zeit in das intensive Lernen für die Kenntnisprüfung zu investieren, denn zur Ausübung des Berufs muss das Wissen komplett sein!
Wichtig zu wissen bleibt in Niedersachsen: Nach wie vor gilt der Grundsatz „Gleichwertigkeit vor Kenntnisprüfung“, auch wenn andere Bundesländer diesen Weg nach dem Bundesratsbeschluss vom 05.07.2024 zunehmend aufweichen. Über die Anlage 9 besteht jedoch immerhin die Möglichkeit, direkt zur KP zugelassen zu werden, wenn Unterlagen nicht beschaffbar sind.
Um hier mehr Transparenz zu schaffen, starten wir von match me medical am Donnerstag, den 10.07.2024, eine eigene Umfrage zu den tatsächlichen Wartezeiten für die Gleichwertigkeit und die Kenntnisprüfung im Allgemeinen. Die Ergebnisse werden wir in einem unserer nächsten Blogs vorstellen — damit du noch besser einschätzen kannst, was dich erwartet.
FAQ zur Niedersachsen Approbation, NiZza & Kenntnisprüfung
Warum gibt es aktuell so viele Anträge auf die Approbation Niedersachsen?
Viele internationale Ärzt:innen wechseln hauptsächlich von NRW oder Bayern nach Niedersachsen, weil dort der Ruf besteht, die Kenntnisprüfung (KP) sei leichter oder schneller möglich. Das führt zu einer regelrechten Antragsflut, die die Bearbeitungszeiten verlängern kann.
Was bedeutet Gleichwertigkeit bei der Niedersachsen Approbation?
Bevor eine Kenntnisprüfung angesetzt wird, prüft die Behörde, ob die Ausbildung als gleichwertig mit der deutschen Ausbildung anerkannt werden kann. Erst wenn das nicht der Fall ist, kommt die KP ins Spiel. Ausnahme: Bestimmte Unterlagen können nicht beschafft werden (Anlage 9 Approbationsantrag). Diese Regelung gilt in Niedersachsen auch nach dem Bundesratsbeschluss vom 05.07.2024 weiter.
Wann wird die Kenntnisprüfung (KP) in Niedersachsen notwendig?
Wenn deine Ausbildung nicht gleichwertig zu der deutschen Ausbildung ist, das medizinische Curriculum unvollständig ist, wichtige Unterlagen nicht beschafft werden können oder deren Beschaffung unverhältnismäßig teuer bzw. aufwendig wäre, ordnet die Behörde eine Kenntnisprüfung an.
Wie lange dauert es derzeit bis zur Entscheidung über Gleichwertigkeit oder einen KP-Termin?
Durch die hohe Nachfrage kann es bei der Niedersachsen Approbation aktuell bis zu 1,5 Jahren dauern, bis ein Bescheid über die Gleichwertigkeit ergeht und 4-6 Monate bis ein Termin für die Kenntnisprüfung erteilt wird. Genaue Zeiten variieren je nach Einzelfall und Unterlagensituation.
Was ist NiZza und welche Rolle spielt es bei der Approbation in Niedersachsen?
NiZza Niedersachsen steht für das elektronische Portal, über das Anträge auf die Approbation Niedersachsen eingereicht und verwaltet werden. Es dient als zentrale Plattform für Dokumentenupload, Kommunikation und Terminvergabe.
Quellen
NiZza - Niedersächsischer Zweckverband zur Approbationerteilung
ă‹n ärztekammer Niedersachsen
Bundesratsbeschluss vom 05.07.2024
DGRh Landesärztekammern/ Bundesärztekammern