Facharzt Ausbildung in Deutschland: Alles, was Du wirklich wissen musst – kompakt, klar & praxisnah!
- Adrian Dula
- 2. Juni
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juni

Ein Facharzt oder eine Fachärztin ist ein:e Ärzt:in mit einer spezialisierten Weiterbildung in einem medizinischen Fachgebiet – z. B. Innere Medizin, Gynäkologie oder Radiologie. Der Facharzttitel steht für tiefgehende Expertise und ist Voraussetzung für viele verantwortungsvolle Positionen in Klinik und Praxis.
Voraussetzungen für die Facharztausbildung in Deutschland
Bevor du in Deutschland als Fachärzt:in durchstarten kannst, musst du einige formale Anforderungen erfüllen:
Approbation: Sie erlaubt dir, uneingeschränkt ärztlich tätig zu sein.
Weiterbildungsplatz: Du brauchst eine Stelle an einer Klinik oder Einrichtung mit Weiterbildungsbefugnis.
Betreuung durch Fachärzt:in: Deine Weiterbildung muss von einem anerkannten Facharzt oder einer Fachärztin begleitet werden.
Für Ärzt:innen mit Studienabschluss außerhalb der EU (Drittstaaten):
Wenn du dein Medizinstudium in einem Drittstaat absolviert hast, gelten zusätzliche Anforderungen:
Eine bestandene Kenntnisprüfung oder ein positives Gleichwertigkeitsgutachten
Ein Sprachnachweis auf mindestens Niveau B2, oft sogar C1
Eine Berufserlaubnis, falls die Approbation noch nicht vorliegt
Diese Voraussetzungen bilden die Grundlage, um in Deutschland eine Facharztausbildung beginnen und erfolgreich abschließen zu können. Erst nach der mehrjährigen Aus-/ Weiterbildung und einer Prüfung vor der Ärztekammer darfst du den Titel „Facharzt“ oder „Fachärztin“ offiziell führen.
Die Facharztausbildung verstehen: Direkte Facharztausbildung, Basis Facharztausbildung, Schwerpunkte & Zusatzqualifikationen
Die Facharztaus-/weiterbildung bildet den zentralen Abschnitt auf dem Weg zur eigenständigen ärztlichen Tätigkeit in einem bestimmten Fachgebiet. Sie ist klar strukturiert und gliedert sich in drei wesentliche Bestandteile: Monofacharztweiterbildung, Basisweiterbildung,
Schwerpunktweiterbildung und Zusatzweiterbildung. Jede dieser Stufen erfüllt eine eigene Funktion im Qualifikationsprozess.
Monofacharztweiterbildungen
Nicht jede Facharztausbildung folgt einem dreistufigen Modell. In vielen Fachrichtungen ist die Weiterbildung durchgängig strukturiert. Hier spricht man von einer direkten Facharztweiterbildung oder Monofacharztweiterbildung. Sie umfasst alle Inhalte in einem einheitlichen Weiterbildungsprogramm, ohne separate Abschnitte für Basis- und Schwerpunktqualifikationen und dauert meist 60 Monate.
Diese Monofacharzt-Ausbildungen für Ärzte zum Facharzt gibt es in Deutschland:
Anästhesiologie
Augenheilkunde
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO)
Haut- und Geschlechtskrankheiten (Dermatologie)
Kinder- und Jugendmedizin
Laboratoriumsmedizin
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
Nuklearmedizin
Öffentliches Gesundheitswesen
Pathologie
Pharmakologie und Toxikologie
Psychiatrie und Psychotherapie
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Radiologie
Rechtsmedizin
Transfusionsmedizin
Urologie
Basisweiterbildung – das Fundament der Facharztausbildung
Die Basisweiterbildung bildet den ersten Abschnitt der Facharztausbildung und vermittelt grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten im gewählten Fachgebiet. Sie ist in der Regel Bestandteil der gesamten Facharztweiterbildung und dauert je nach Fachrichtung zwischen 24 und 36 Monaten.
Basisweiterbildung:
· Chirurgie > 24 Monate
· Allgemeinmedizin > 36 Monate
· Innere Medizin > 36 Monate
· Kinder- & Jugendmedizin > 36 Monate
· Psychiatrie & Psychotherapie > 36 Monate
Schwerpunktweiterbildung – Spezialisierung innerhalb des Fachgebiets
Nach Abschluss der Basisweiterbildung besteht die Möglichkeit, sich innerhalb des gewählten Fachgebiets weiter zu spezialisieren. Die Schwerpunktweiterbildung baut auf der Facharztausbildung auf und vertieft spezifische Inhalte. Wenn man schon am Anfang weiß ob und wenn ja, welchen Schwerpunkt man für sich anvisiert, ist es sinnvoll, sich direkt als Assistenzarzt bei der entsprechenden Klinik und in der Fachrichtung zu bewerben, so bekommt man von Beginn an die Inhalte des Schwerpunkts mit.
Schwerpunktweiterbildungen innerhalb der Basisweiterbildung Chirurgie
(Gesamtdauer 5 Jahre)
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
(Gesamtdauer 6 Jahre)
Allgemeinchirurgie
Gefäßchirurgie
Herzchirurgie
Kinderchirurgie
Neurochirugie
Orthopädie und Unfallchirurgie
Plastische und Ästhetische Chirurgie
Thoraxchirurgie
Viszeralchirurgie
Schwerpunktweiterbildungen innerhalb der Basisweiterbildung Innere Medizin:
(Gesamtdauer 6 Jahre)
Endokrinologie und Diabetologie
Gastroenterologie
Hämatologie und Onkologie
Kardiologie
Nephrologie
Pneumologie
Rheumatologie
Infektiologie
Schwerpunktweiterbildungen in der Kinder- und Jugendmedizin:
Neuropädiatrie
Kinder- und Jugend-Endokrinologie und -Diabetologie
Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Kinder- und Jugend-Kardiologie
Kinder- und Jugend-Hämatologie und Onkologie
Kinder- und Jugend-Nephrologie
Kinder- und Jugend-Orthopädie
Kinder- und Jugend-Pneumologie
Kinder- und Jugend-Rheumatologie
Kinder- und Jugend-Urologie
Schwerpunktweiterbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie:
Forensische Psychiatrie
Warum tauchen manche Fachgebiete doppelt auf?
Einige Fachgebiete – wie Kinder- und Jugendmedizin oder Psychiatrie und Psychotherapie – erscheinen auf den ersten Blick doppelt: einmal als durchgehende Facharztausbildung (Monofacharzt), und zusätzlich im Zusammenhang mit Schwerpunktweiterbildungen. Das hat einen einfachen Grund:
Diese Fachgebiete sind zunächst eigenständige Facharztausbildungen, die du ohne Unterteilung in Basis- und Schwerpunktmodule absolvieren kannst, und trotzdem gibt es noch Schwerpunkte, die hinzukommen können.
Beispiel: „Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin“ oder „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“.
Nach dem Facharzttitel oder parallel dazu besteht die Möglichkeit zur Spezialisierung, z. B. in der Neuropädiatrie oder Forensischer Psychiatrie.Diese Spezialisierungen zählen als offizielle Schwerpunkte, stehen aber auf einer zweiten Stufe der Weiterbildung.
Deshalb tauchen diese Fächer in beiden Kontexten auf – sie bilden die Grundlage für den Facharzttitel und ermöglichen zusätzlich eine fachliche Vertiefung.
Zusatzweiterbildung was ist das und warum lohnt sich das?
Die Zusatzweiterbildung bietet bei der Weiterbildung für Ärzt:innen die Möglichkeit, sich über ihre Facharztausbildung hinaus in einem spezialisierten Bereich weiterzubilden. Mit einer anerkannten Zusatzbezeichnung kannst du dein medizinisches Profil gezielt erweitern und dich fachlich noch breiter aufstellen. Viele dieser Zusatzqualifikationen sind in der Praxis gefragt und eröffnen dir neue berufliche Perspektiven – in Klinik, Praxis oder Spezialzentren.
Folgende Zusatzweiterbildungen gibt es:
· Akupunktur
· Allergologie
· Andrologie
· Ärztliches Qualitätsmanagement
· Balneologie und Medizinische Klimatologie
· Betriebsmedizin
· Dermatopathologie
· Diabetologie
· Ernährungsmedizin
· Flugmedizin
· Geriatrie
· Gynäkologische Exfoliativ-Zytologie
· Hämostaseologie
· Handchirurgie
· Homöopathie
· Immunologie
· Infektiologie
· Intensivmedizin
· Kardiale Magnetresonanztomographie
· Klinische Akut- und Notfallmedizin
· Krankenhaushygiene
· Magnetresonanztomographie
· Manuelle Medizin
· Medikamentöse Tumortherapie
· Medizinische Informatik
· Naturheilverfahren
· Notfallmedizin
· Nuklearmedizinische Diagnostik für Radiologen
· Orthopädische Rheumatologie
· Palliativmedizin
· Phlebologie
· Physikalische Therapie
· Plastische und Ästhetische Operationen
· Proktologie
· Psychoanalyse
· Psychotherapie
· Rehabilitationswesen
· Röntgendiagnostik für Nuklearmediziner
· Schlafmedizin
· Sexualmedizin
· Sozialmedizin
· Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH)
· Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie
· Spezielle Orthopädische Chirurgie
· Spezielle Schmerztherapie
· Spezielle Unfallchirurgie
· Spezielle Viszeralchirurgie
· Sportmedizin
· Suchtmedizinische Grundversorgung
· Transplantationsmedizin
· Tropenmedizin
Wie und wo du deine Weiterbildung zum Facharzt machst
Die Facharztausbildung in Deutschland findet an einer anerkannten Weiterbildungsstätte statt – das kann ein Krankenhaus, ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) oder eine Facharztpraxis sein. Entscheidend ist, dass dort ein:e weiterbildungsbefugte:r Fachärzt:in tätig ist, die oder der dich offiziell betreut. Gerade für Ärzt:innen mit ausländischem Abschluss ist es wichtig, sich frühzeitig über die Anforderungen auf der Seite “Weiterbildung Ärztekammer” zu informieren.
Je nach Fachgebiet dauert die Weiterbildung zum Facharzt zwischen 5 und 6 Jahren. Während dieser Zeit durchläufst du verschiedene Stationen, sammelst praktische Erfahrungen und dokumentierst deine Fortschritte in einem Logbuch. Am Ende steht die Facharztprüfung vor der Landesärztekammer.
Viele Ärzt:innen absolvieren ihre Weiterbildung nicht komplett an einem Ort, sondern kombinieren mehrere Kliniken oder Praxen, um unterschiedliche Schwerpunkte kennenzulernen. In großen Fächern wie Innerer Medizin oder Allgemeinmedizin sind sogenannte Rotationsstellen üblich – das bedeutet: gezielte Wechsel zwischen Stationen und Einrichtungen, um das volle Spektrum des Fachs abzudecken.
Verdienst während der Facharztausbildung: Was kannst du erwarten?
Während deiner Facharztausbildung wirst du in der Regel als Assistenzarzt oder Assistenzärztin angestellt – meist in einem Krankenhaus. Dein Gehalt richtet sich dabei nach einem Tarifvertrag, z. B. dem TV-Ärzte (Marburger Bund) für kommunale Kliniken oder den jeweiligen Haustarifen von Universitätskliniken und privaten Trägern.
Durchschnittliches Bruttogehalt (TV-Ärzte/VKA_Stand 2025):
1. Weiterbildungsjahr: ca. 5.400–5.650 € brutto/Monat
mit zunehmender Erfahrung: bis zu 6.900 € brutto/Monat möglich
Zusätzlich kommen oft Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Bereitschaftsdienste hinzu – besonders relevant in der stationären Versorgung.
Was beeinflusst dein Gehalt?
Art der Klinik (kommunal, privat, universitäre Einrichtung)
Bundesland
Dienstbelastung und Bereitschaftsdienste
Teilzeit oder Vollzeit
ggf. Tarifvertrag oder individuelle Vereinbarung
Tipp:
In der ambulanten Weiterbildung – z. B. in einer Hausarztpraxis – können die Gehälter leicht abweichen. Hier lohnt sich ein Blick auf Förderprogramme wie die „Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin“.
Möglichkeiten nach der Weiterbildung zum Facharzt
Mit dem Facharzttitel in der Tasche öffnen sich dir zahlreiche neue Türen – beruflich, finanziell und fachlich. Du bist jetzt nicht mehr nur Teil eines Teams, sondern kannst Verantwortung übernehmen, eigenständig arbeiten und deinen Karriereweg aktiv gestalten.
Das kannst du als Fachärzt:in tun:
Oberarztkarriere einschlagen: In der Klinik kannst du als Oberärzt:in oder perspektivisch sogar als Chefarzt:in tätig werden – mit deutlich mehr Verantwortung, Gestaltungsspielraum und Gehalt.
Niederlassen in eigener Praxis: Du kannst dich selbstständig machen – allein, im MVZ oder in einer Gemeinschaftspraxis. Besonders attraktiv für Fachärzt:innen mit Wunsch nach Unabhängigkeit und flexibler Arbeitszeitgestaltung.
Spezialisieren durch Zusatzweiterbildungen: Du kannst dein Profil weiter schärfen, z. B. mit Notfallmedizin, Palliativmedizin, Geriatrie oder Tropenmedizin – je nach Interesse und Versorgungsschwerpunkt.
In die Forschung oder Lehre gehen: Viele Fachärzt:innen engagieren sich an Universitätskliniken, bilden sich selbst weiter oder bringen ihre Expertise in Studien ein.
Ärztliche Leitung übernehmen: Im öffentlichen Gesundheitswesen, bei Behörden, Klinikkonzernen oder Versicherungen werden medizinische Leitungsfunktionen zunehmend von Fachärzt:innen besetzt
Fazit: Der Facharzttitel ist nicht nur ein Abschluss, sondern der Beginn echter beruflicher Selbstbestimmung. Ob Klinik, Praxis oder ganz neue Wege – du entscheidest, wie du dich weiterentwickeln willst.
Auf den Punkt gebracht: Facharztausbildung in Deutschland – kompakt erklärt
In Deutschland entscheiden sich jährlich tausende Ärzt:innen für eine Facharztausbildung – ein bedeutender Karriereschritt mit klaren Anforderungen und vielfältigen Möglichkeiten. Der Einstieg setzt die Approbation, einen Weiterbildungsplatz und – bei ausländischem Abschluss – ggf. zusätzliche Prüfungen voraus.
Die Weiterbildung ist je nach Fachrichtung unterschiedlich aufgebaut:- In vielen Bereichen erfolgt sie durchgängig (Monofacharzt, z. B. Radiologie, Gynäkologie).
- In anderen ist sie modular gegliedert in Basisweiterbildung,
Schwerpunkt- und optional Zusatzweiterbildung.
Die Auswahl ist groß:
34 anerkannte Facharztgebiete
Offiziell über 50 Spezialisierungen inklusive Schwerpunkten und Zusatzqualifikationen
Viele Zusatzbezeichnungen wie Notfallmedizin, Palliativmedizin oder Tropenmedizin ergänzen dein Profil
Die Facharztausbildung dauert in der Regel 5 bis 6 Jahre, findet in Kliniken, MVZs oder Praxen statt und endet mit einer Prüfung vor der Landesärztekammer.
Das Gehalt während der Weiterbildung zum Facharzt liegt im Durchschnitt zwischen 5.400 € und 6.900 € brutto/Monat, je nach Berufsjahr, Tarif und Dienstbelastung.
Nach dem erfolgreichen Abschluss stehen dir viele Wege offen: Kliniklaufbahn, eigene Praxis, Forschung, Lehre oder Leitung – der Facharzttitel ist der Schlüssel zu echter beruflicher Selbstbestimmung.
FAQ – Wie lange dauert eine Facharztausbildung und andere wichtige Fragen
Wie lange dauert eine Facharztausbildung?
Je nach Fachgebiet dauert die Facharztausbildung in der Regel 5 bis 6 Jahre (60–72 Monate). Einige wissenschaftlich orientierte Fächer können auch kürzer sein (z. B. Anatomie: 48 Monate). Was ist ein Facharzt und wie wirst du Einer?
Was ist ein Facharzt und wie wirst Du Einer?
Welche Voraussetzungen zum Facharzt muss ich mitbringen?
Was ist der Unterschied zwischen Monofacharztausbildung, Basis-, Schwerpunkt- und Zusatzweiterbildung?
Wie viele Facharztrichtungen gibt es?
Quellen:
Bundesärztekammer- Ärztliche Weiterbildung
Bundesverband Marburger Land
Bundesärztekammer-Ärztestatistik
Bundesärztekammer -Landesärztekammern
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